Was ist Bruxismus?
Als Bruxismus (griech, Brygmus) bezeichnet man eine sich wiederholende Kaumuskelaktivität, die durch das unbewusste Knirschen der Zähne und Anspannung des Unterkiefers gekennzeichnet ist. Man unterscheidet einen Schlafbruxismus vom Wachbruxismus. Beim Schlafbruxismus werden die Zähne entweder nachts völlig unbewusst auf einander gepresst und /oder der Kiefer unkontrolliert hin und her geschoben. Die Zähne reiben sich ab. Es geht Zahnhartsubstanz verloren.
Beim Wachbruxismus handelt es sich mehr um ein Pressen tagsüber, bei dem die Zähne sehr stark mit vollen Bewußtsein aufeinandergepresst werden, ohne den Kiefer dabei zu bewegen. Die Folge ist eine deutliche Überbelastung der Mundschließer. Ein Zahnabrieb ist bei diesen Menschen weniger wahrnehmbar. Betroffene können unter einer oder beiden Formen gleichzeitig leiden, wobei letzteres das Risiko für auftretende schmerzen stark erhöht. Beide Angewohnheiten führen zur Überbelastung des Kausystems und können eine CMD auslösen. Manche Menschen, die bruxen bleiben aber auch symptomfrei (60%) und sind sich Ihrer Bruxismusaktivität nicht einmal bewusst.
Warum knirschen und pressen die Menschen?
Die Ursache von Bruxismus ist noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt, wird heutzutage in der Fachliteratur aber häufig evolutionspsychologisch erklärt. Bruxismus ist offenbar ein evolutionäres Muster um Stress und Emotionen zu bewältigen und Stresshormone im Blut wie zum Beispiel Cortisol abzubauen.
Die Zähne sind im Tierreich und besonders bei Primaten ein emotionales Ausdrucksmittel, ein Werkzeug und eine Waffe. So ist auch das emotionale Zentrum unseres Zentralnervensystems direkt mit dem Kauorgan verschaltet. Es wird deshalb vermutet, dass Bruxismus ein durch Stress auslösbares Überbleibsel der Evolution ist. Bruxismus ist jedoch nicht nur als Stressreaktion zu sehen, sondern kann auch als Form von Stressmanagement bei psychischer Überbelastung angesehen werden.
Da heutzutage 20% der Weltbevölkerung knirschen, werden auch adaptive gesellschaftliche Prozesse dafür verantwortlich gemacht. Zusätzlich wird bei Menschen, die ausgeprägt knirschen oder pressen eine Angewohnheit (ein Habit) vermutet, auch genetische Einflüsse werden diskutiert. Sogar bei der Entstehung einer CMD könnten genetische Faktoren die Erkrankung begünstigen.